Institut für Sozialanthropologie

Forschungsprojekte

Violent Safe Havens? Exploring Articulations and Repercussions of Violence in Refugee Reception and Settlement

SNF Ambizione Projekt

Violent Safe Havens? Exploring Articulations and Repercussions of Violence in Refugee Reception and Settlement

Dieses Projekt beleuchtet Formen von Gewalt, die Geflüchtete, trotz rechtlichem Schutzstatus, erfahren. Es ermittelt, inwiefern und mit welchen Auswirkungen unterschiedliche Akteur*innen an der Ausübung von Gewalt beteiligt sind und wie sich erlebte Gewalt auf Alltag, Selbstwahrnehmung und Zukunftsvorstellungen Geflüchteter auswirkt. Gewalterfahrungen variieren gemäss bestehender Kategorien sozialer Differenzierung. Um herauszuarbeiten, wie sich Gewalt je nach Geschlecht, Ethnizität, Religion oder sozioökonomischem Status unterschiedlich artikuliert, wird aus einer intersektionalen Perspektive geforscht. 

Empirisch basiert das Projekt auf ethnographischen Fallstudien in Norwegen und der Schweiz. In beiden Ländern werden Geflüchtete unterschiedlicher nationaler Herkunft, denen ein formeller Flüchtlingsstatus oder subsidiärer Schutz zugesprochen wurde, während eines Jahres begleitet. Der Hauptfokus richtet sich auf das Zusammenspiel von gegenwärtigen und vergangenen Gewalterfahrungen sowie dem strukturellen Kontext, in dem sich Geflüchtete tagtäglich bewegen. Neben Verbindungen zwischen unterschiedlichen Gewalterfahrungen wird auch individuelle Handlungsmacht im Umgang mit erlebter Gewalt analysiert. 

Das Projekt vermittelt neue Einblicke in ein Themen- und Problemfeld, das in der Sozial- und Migrationsforschung bislang weitgehend unberücksichtigt blieb. Theoretisch entwickelt es die Auseinandersetzung mit oftmals unsichtbaren Formen von Gewalt und deren Auswirkungen weiter. Auf Grundlage ethnographischer Daten wird verdeutlicht, inwiefern und mit welchen Auswirkungen Geflüchtete auch dann unterschiedlichen Formen von Gewalt begegnen, wenn sie den vermeintlich sicheren Hafen des Aufnahmelandes erreicht haben. Somit werden nicht nur wissenschaftliche Auseinandersetzungen mit dem Leben nach dem Asylverfahren vorangetrieben, sondern Implikationen für die Europäische Flüchtlingspolitik herausgearbeitet.

 

Projektleitung: Dr. Carolin Fischer

Projektmitarbeiter: Manuel Insberg

Laufzeit: 01.02.2020 – 31.07.2024